Eddy Taytelbaum

Ein begnadeter Künstler und Handwerker

Informationen und Galerie zu ihm und seinen Exponaten

Eddy Taytelbaum (1925-2019) hat mit seinen Arbeiten die exquisitesten Zauberkunststücke geschaffen, die die Welt je gesehen hat. Erfunden hat er sie nicht, aber er hinterlässt uns durch seine akribische Arbeit wundervolle Exponate, die in der Close-Up-Magie bis heute einzigartig sind. Seine kleinen Zauberschätze werden weltweit von Sammlern hoch geschätzt. Die Qualität seiner Arbeit kann man durchaus mit der von Okito vergleichen. Eddy trat weltweit mit seinen Kunststücken auf, wobei er vorrangig mit Spielkarten zauberte. Hier entwickelte er auch die Version eines Center & Bottom Double-Lift. Zu seinen Lieblingskunststücken gehörte der Kartensteiger, Kellentricks und Three Card Monte. Nebenher sammelte er auch Münzen.

Eddy Jules Sam Taytelbaum wurde am 17. Oktober 1925 in Surinam, Südamerika, geboren. Der Vater war polnischer Abstammung und seine Mutter stammte aus den Niederlanden. Mit neun Jahren musste der kleine Eddy ins Krankenhaus, er hatte sich eine schwere Beinverletzung zugezogen. Dort las er in einem Kinderbuch einen Kartentrick, bei dem sich ein Kartenwert in einen anderen verwandelt. Er war von der zum Einsatz kommenden Klappkarte begeistert und baute sie nach, nicht mit Klebstoff, sondern mit einem Kaugummi. Einige Jahre später sah er in einer Zeitschrift die Anzeige eines Zauberkatalogs der Firma „Magicland, der Brüder Lyle und Delbert Douglas“. Eddy bestellt den Katalog und studierte jedes Kunststück darin. Bei seiner ersten Bestellung für einen Dollar Portokosten bestellte er eine kleine Ball-Vase sowie einen Münzen- und Schwammballtrick. Es vergingen wieder einige Jahre, da sah er seinen ersten Zauberkünstler, in einem chinesischen Kostüm. Mittlerweile verdiente Eddy in Surinam Geld als Schildermacher, Buchbinder und Holzarbeiter. Aufgrund seiner schönen Handschrift erstellte er auch Diplome. Das Buchbinden hatte er sich mit Hilfe eines Buches selbst beigebracht. Dazu riss er Bücher auseinander, um zu sehen, wie sie aufgebaut waren.

Kurz nach dem 2. Weltkrieg zog er nach Aruba und erwarb dort sein erstes Zauberbuch, „Blackstone’s Modern Card Tricks and Secrets of Magic“. Er arbeitete als Verkäufer für medizinisches Zubehör und übernahm Verwaltungsarbeiten in einem Büro. Zusätzlich trat er auch als semiprofessioneller Zauberkünstler in Schulen und bei besonderen Anlässen unter dem Namen „Magini der Große“ auf. Im Jahr 1948 hatte er sich als Zauberkünstler einen Namen gemacht und beantragte die Mitgliedschaft in der „International Brotherhood of Magicians“, IBM, und wurde aufgenommen. Zwischen 1948 und 1951 schrieb er für den „Linking Ring“ einige Artikel.

Die Zeit in den Niederlanden
Nachdem er Geld gespart hatte, ging er 1950 nach Haarlem in den Niederlanden, um dort nochmals sein Bein behandeln zu lassen. Er belegte Kurse in architektonischem Zeichnen und begann ab 1952 für das Sekretariat des Verteidigungsministeriums als Bauzeichner zu arbeiten. Hier kam er auch mit der Mikro-Magie in Kontakt und entwickelte seine bis heute hochgeschätzten Zauberkunststücke. Eines seiner ersten Kunststücke war das der „wandernden Mumie“. Zwischen 1955 und 1965 fertigte er Kunststücke, meist aus Holz. Sie waren hochwertig verziert. Auch die Aufbewahrungskisten waren eine Augenweide. Zwischen 1965 und 1972 verwendete er meist Kunststoff, ab 1972 einfachen Kunststoff. Die in der letzten Phase angefertigten Mikro-Tricks hatten dann aber nicht mehr den künstlerischen Wert der früheren Arbeiten. Ab 1979 hat er keine Kunststücke mehr gefertigt. Die wunderbar anzuschauenden Symbole auf seinen Stücken hat er sich von einer Beilage in einer Zeitschrift über Kalligraphie abgeschaut.

FISM-Kongresse
Eddy Taytelbaum nahm an drei FISM-Weltkongressen teil, bei denen er Preise gewinnen konnte. Beim Kongress im Jahr 1955 in Amsterdam belegte er den 1. Platz in der Kategorie Close-Up und den 3. Platz in der Kartenzauberkunst. Beim Kongress im Jahr 1958 in Wien belegte er den 1. Platz in der Kartenzauberkunst und 1961 in Lüttich in Belgien den 3. Platz in der Kategorie Kartenzauberkunst.

Galerie – Eddys schönste Kunststücke

Die Mumie

Eine Mumie verschwindet aus einem Sarkophag und erscheint in einem zweiten. Die Ausführung der „wandernden Mumie“ von Eddy Taytelbaum ist wohl eine der Schönsten, die jemals auf dem magischen Markt erschienen ist. Der Ursprung dieses Effekts geht auf ein Kunststück zurück, bei dem ein Goldbarren aus einer Kassette verschwindet. Den zweiten Sarkophag hat Charly Eperny hinzugefügt. Im ALBO-Band Nr. 10 sind die Größenangaben der Gegenstände wie folgt vermerkt.

Die Aufbewahrungskiste misst: 12 cm im Quadrat und ist ca. 6,40 cm tief.
Der Sarkophag misst: 6,00 cm lang, 1,75 cm breit und ist 0,64 cm dick.

Uncanny Dice

Der Vorführende öffnet den Deckel eines kleinen Kästchens. In diesem befinden sich drei verschiedenfarbige Würfel. Der Vorführende nimmt einen Würfel heraus und steckt ihn in seine Tasche. Der Deckel wird geschlossen und das Kästchen kurz geschüttelt. Man hört deutlich, wie die beiden verbliebenen Würfel klappern. Wird der Deckel wieder geöffnet, ist der dritte Würfel wieder ins Kästchen zurückgewandert. Dieses Kunststück geht wohl auf den deutschen Künstler „Marvillo“ zurück, nach einer Idee von „Mavo“ aus Holland.

In der Standardgröße misst das Kästchen 5,70 x 2.50 x 2.50 cm.
In der Jumbo-Größe ist das Kästchen 8,90 cm lang.
Dieses Kunststück wurde wohl in verschiedenen Größen gefertigt.

Bomba Atomica

Bei diesem Kunststück, liebevoll „Taytelbomb“ genannt, befreit sich ein Block, der mit einem Zauberstab in einer Röhre durch zwei Löscher fixiert wurde. Auch der umgekehrte Weg ist möglich. Der Stab wird durch die Löcher gesteckt, der Block in die Röhre hineingegeben und kann plötzlich nur noch befreit werden, indem man den Stab entfernt. Varianten: Oben auf den Röhren wurden verschiedene Symbole, Ornamente und Farben verwendet. Bolzen: Auch die verwendeten Bolzen unterscheiden sich je nach Ausführung in ihrer Farbe und Gestaltung. Höhe 13,30 cm.

Chink-A-Chink

Dies ist ein klassisches Close-Up-Kunststück. Vier kleine Zylinder werden aus einem Kästchen genommen und im Quadrat auf dem Tisch angeordnet. Sie wandern unter den Händen des Vorführenden hin und her. Durch dieses Kunststück wurde der spätere „Matrix-Effekt“ inspiriert. Das Kunststück wurde in vielen Varianten, Größen und Farben gefertigt, oft mit einem chinesischen Zeichen auf der Oberseite der Kappen. Das Kästchen misst: 7,60 x 7,60 x 1,30 cm.

Die Pagode

Sechs unterschiedlich farbige Holzklötze, in denen sich mittig ein Loch befindet, werden in einem Kabinett mit einem Stab fixiert. Ein Zuschauer darf frei zwei der Klötzchen wählen. Der Vorführende kippt das Kabinett, an beiden Enden des Stabes haltend, nach vorne. Der Deckel springt auf und die beiden gewählten Klötzchen fallen heraus. Eddy Taytelbaum hat dieses Kunststück in zwei verschiedenen Größen angefertigt. In einer Mini-Version mit den Abmessungen 8,90 x 7,00 x 2,20 cm und in einer Klein-Version mit den Abmessungen 11,40 x 7,00 x 3,50 cm.

Elevator Dice

Bei diesem klassischen Kunststück wandert ein Würfel zwischen zwei gleichfarbigen Kuben in einer Röhre hin und her. Einmal ist er unten, ein anderes Mal erscheint er zwischen den beiden Kuben. Eddy hat hier einige sehr schön anzuschauende Variationen geschaffen. Durchmesser der Röhre 2,54 cm, Höhe 9,52 cm, Durchmesser der Würfel 1,90 cm. Die Angaben zu den Maßen variieren etwas. Es wurden vermutlich verschieden große Exponate gefertigt. Die Linien auf der Röhre sind in diese eingelassen.

Dizzy Dominos

Bei diesem Kunststück mit Dominosteinen, erfunden von Tonny van Dommelen, werden jeweils zwei Doppelzweier und zwei Doppelfünfer – Steine benutzt. Die Steine wechseln mehrfach die Plätze, auch in den Händen der Zuschauer. Tonny verkaufte die Routine ab 1965. Von diesem Kunststück hat Eddy einige verschiedene Versionen gefertigt, nicht nur mit den typischen Domino-Punkten, auch mit chinesischen Zeichen. Abmessungen der Steine: 4,20 x 2,22 cm, die Kiste misst 5,10 x 5,10 x 1,90 cm.

Hing Fong

Dieser Trick (engl. Chinese Cyclotron) geht auf ein altes Kunststück mit dem Namen „Der Mann im Fass“ zurück, ersonnen für Kinder in den 1930er Jahren. Eine gewählte Zuschauerkarte wird mit Hilfe des Chinesen wiedergefunden. Dabei wird der Kopf der Figur an den Haaren festgehalten und auf eine Spielkarte fallengelassen, die verdeckt auf dem kleinen Stativ liegt. Andy Martin beschreibt auf seiner Website in seinem Text zu diesem Kunststück, dass Eddy dieses anfänglich in quadratischer Form herstellte, dann in runder Form mit einem Chip und schließlich mit dem chinesischen Kopf, den er selbst bemalte. Durchmesser 4,40 cm, Höhe 3,20 cm.

Slat Card Frame

Ein aufklappbarer Holzrahmen (Gitterkarte) mit Querstreben darin wird vorgezeigt. Der Rahmen wird geöffnet, er ist absolut leer. Ein Zuschauer soll sich nun eine Karte aus einem Paket Spielkarten merken. Der leere Rahmen wird geschlossen, der Zuschauer nennt seine Karte und nach dem Öffnen ist die Spielkarte im Rahmen erschienen. Eddy fertigte verschiedene Größen dieser Rahmen in den 1960er-Jahren an. Laut ALBO hat er aber schon Ende der 1950er-Jahre mit diesem Kunststück begonnen, wobei anfänglich nur eine Seite mit den Querstreben versehen war. Im ALBO-Band Nr. 10 ist ein solcher Rahmen abgebildet (Abbildung Nr.34). Das Scharnier der Rahmen wurde von Eddy mit Buchbinder-Material hergestellt. Laut ALBO gab es drei verschiedene Größen, im Pokerformat, als Jumbo-Version und in normaler Spielkartengröße. Abmessung des Rahmens für die Pokergröße: 9,53 cm hoch x 7,60 cm breit und ca. 0,60 cm dick.

Cork Penetration

Ein Rahmen aus Holz mit einem Loch in der Mitte wird aufgeklappt und leer vorgezeigt. Eine Spielkarte, auch mit einem Loch versehen, wird quer in den geschlossenen Rahmen gelegt und durch das Loch mit einem Korken fixiert. Langsam wird die Spielkarte aus dem Rahmen gezogen. Sie hat den Korken durchdrungen. Laut Andy Martin, Martinsmagic, wurde dieses Kunststück ab 1967 gefertigt. Abmessungen des Rahmens 8,60 x 5,10 x 0,65 cm. Korken: ca. 2,20 x 2,85 cm.

Kartenrahmen

Ein zweiteiliger Holzrahmen mit einem rechteckigen Fenster wird vorgezeigt. Der Zuschauer wählt eine Spielkarte aus einem Kartenspiel und legt sie zurück ins Spiel. Der Magier entnimmt dem Spiel eine Karte und fragt, ob es die Gewählte sei, dies wird verneint. Die Karte wird nun in den Rahmen gelegt, sie ist durch das Fenster jederzeit sichtbar. Der Rahmen wird geschlossen und die Karte verwandelt sich in die Gewählte des Zuschauers. Laut ALBO wurde dieses Kunststück erstmals von Eddy in den 1960er-Jahren aus Holz hergestellt und mit der Hand bemalt. Abmessungen: 10,20 cm hoch, 6,35 cm breit und ca. 0,50 cm dick.

Karte durch Bleistift

Eine Spielkarte und zwei Holztafeln mit je einem Loch in der Mitte werden vorgezeigt. Die Spielkarte wird zwischen die beiden Tafeln gelegt und alles zusammen mit einem Bleistift fixiert. Die Spielkarte wird nun zwischen den Tafeln nach unten herausgezogen. Sie hat den Bleistift durchdrungen. Bekannt sind zwei unterschiedliche Größen des Kunststücks und es stammt aus den 1960er-Jahren.

Größere Ausführung: Höhe: 9,50 cm, Breite: 7,00 cm, Dicke: 0,16 cm.
Kleinere Ausführung: Höhe: 6,65 cm, Breite: 5,25 cm, Dicke: 0,16 cm.
Durchmesser des Lochs: 0,80 cm.

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