Jäger und Sammler

In Sammlerkreisen sind viele Namen bekannt und man kann sie gar nicht alle aufzählen. Irgendwie sammeln ja alle Zauberkünstler, mal mehr, mal weniger intensiv. Hier stelle ich Ihnen einige Sammler vor, deren Namen in Sammlerkreisen hoch angesehen waren.

Magic Collectors Association

Im Jahr 1949 gründeten einige zur damaligen Zeit bekannte Zaubersammler in New York diese Vereinigung. Darunter Milbourne Christopher (1914 – 1984) und John Henry Grossman (1914 – 1992). Als Vereinsorgan bringt man seit 1950 das Magazin „Magicol“ bis heute heraus. Dieses Magazin erschien anfangs als Newsletter mit insgesamt neun Ausgaben bis 1952, verantwortlich war Dr. Morris Young (1909 – 2002). Sieben Jahre später, im September 1959, wurde das Magazin von Walter J. Gydesen (1917 – 1996) neu aufgelegt, die Nummerierung begann wieder bei der Ausgabe 1. Später ging man dann über, die Ausgaben mit fortlaufenden Nummern zu ersetzen. Später war Jay Marshall (1919 – 2005) dafür verantwortlich, die Organisation aufrecht zu erhalten und ein regelmäßiges Erscheinen zu garantieren. Das Magazin erschien nun vierteljährlich. Bekannte Redakteure waren Robert Lund (1925 – 1995), John McKinven, Robert Parrish (1918 – 1994) und David Meyer. Meist werden Themen für amerikanische Sammler aufbereitet, aber sicherlich sind diese auch für den europäischen Sammler interessant.

Seit 2010 zeichnet sich die „Magicana Organisation“ für die Herausgabe verantwortlich. Das Magazin erscheint nun 1 bis 2 im Jahr. David Ben ist der Redakteur. Die „Magicana“ wurde im Jahr 2000 von einigen kanadischen Künstlern gegründet, die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Auf deren Internetseite (www.magicana.com/magicol) kann man sich die vergangenen Magazin-Inhalte anschauen. Aktuell findet man dort die Ausgabe 198.

Charles Reynolds

Charles Reynolds

Charles Reynolds

Charles Reynolds (1932 – 2010) lebte in Toledo, Ohio, in den USA. In seiner Jugend half er einem Zauberhändler in dessen Geschäft. Später machte er ein Studium im Bereich Theater und Fernsehen und zog nach New York. Dort wurde er Kamera-Assistent. Er arbeitete auch als freier Mitarbeiter für verschiedene Zeitschriften. Er hat sich in der Zauberszene einen Namen als magischer Berater gemacht. Im Jahr 1985 gründete er seine eigene Firma „Charles Reynolds Illusion Associates“ und beriet Zauberkünstler und Theater- und Filmproduktionen. Er war „der beste Mann im Hintergrund“, wie man ihn zeitweise nannte. Zu seiner Leidenschaft gehörte auch das Entwickeln klassischer Bühnen-Illusionen für Künstler wie Doug Henning und Harry Blackstone Junior. Für beide Künstler entwickelte er u.a. zwei unterschiedliche Versionen des „Verschwindenden Elefanten“. Reynolds schrieb Zauberbücher über Houdini und Blackstone. Gemeinsam mit seiner Frau Regina brachte er die Bücher „100 Years of Magic Posters“, „Blackstone’s Secrets of Magic“, „The Blackstone Book of Magic“ und „Houdini, his Legend and his Magic“ heraus. Er verfasste auch viele Beiträge in bekannten Fachzeitschriften.

Weniger bekannt ist, dass er ein riesiges Wissen in der Zauberhistorie hatte und ein großer Sammler war. Seine Zaubersammlung, die er gemeinsam mit seiner Frau aufbaute, hat er nie in den Vordergrund seines Schaffens gestellt. Er bewahrte viele kostbare Einzelstücke auf, so auch die Fluchtkisten-Illusion von John Nevil Maskelyne aus dem Jahr um 1900. Diese stammt von der Familie Davenport unter Vermittlung von Patrick Page. Er war immer bescheiden geblieben und hat zeit seines Lebens nie gewollt, dass man ihn wegen seiner Sammlung hofiert hätte. So besaß er eine große Sammlung unterschiedlicher „Becherspiele“, die er sich auf seinen Reisen zugelegt hatte und die „Make-Up-Box“ von Charly Chaplin. Im Potter & Potter Katalog Nr. 16 ist auch ein Mumien-Sarkophag von „The Great Lion“ aus dem Jahr 1915 abgebildet. Zu seinen Freunden zählte er Roy Benson (1914 – 1977) und John Fischer, der zur Versteigerung der Sammlung bei Potter & Potter den Einleitungstext im Katalog Nr. 16 geschrieben hat.

John Alexander McKinven

John A. McKinven

John A. McKinven

Es ist mir etwas unerklärlich, warum man über John McKinven (1920 – 2006) so wenig Informationen findet, gilt er doch als ein großer Handwerker (Dreher) und Sammler von Zauberapparaten- und Ephemera. Fündig wird man dann aber doch. Im Februar-Heft der Genii aus dem Jahr 2007 findet man einen Artikel über ihn, in der Februar-Ausgabe des „Magic Magazine“ aus dem Jahr 2007 und im Potter & Potter Katalog Nr. 14, in dem seine Exponate zur Versteigerung aufgeführt werden. Er hatte erheblichen Einfluss auf die Zauberhistorie. Bei Historikern, Sammlern und Zauberkünstlern war er und seine Arbeit hoch geschätzt. Groß geworden ist er in New Castle, Pennsylvania, in den USA. Er stammt von schottischen Einwanderern ab. Zur Zauberei kam er im Alter von acht Jahren über einen Artikel von Joseph Dunninger (1892 – 1975) und eine Vorstellung von Howard Thurston (1869 – 1936) im Jahr 1929. Sein Vater hatte ihn mitgenommen. Später ging er nach Lake Forest in Illinois. Zwischen 1969 und 1971 war er Redakteur der Zeitschrift „Magicol“. Während des 2. Weltkriegs war er als Navigationslehrer tätig. Mit seiner Frau Doris hatte er drei Kinder. Im Jahr 1967 konstruierte er ein Modell des „Wachsenden Würfels“ von Buatier DeKolta (1847 – 1903). Als Dreher verschrieb er sich der Produktion von „Morison Pill Boxes und Vasen“. Zudem restaurierte er alte Zauberapparate. Die nötigen Techniken brachte er sich selber bei. Viele seiner Sammlerstücke sind in anderen Sammlungen aufgegangen. Die letzten Jahre seines Lebens verlebte er in Fairport Harbor, Ohio.

John McManus

John McManus

John McManus

John J. McManus (1889 – 1955) gilt als einer der größten Zaubersammler in der Vergangenheit. Umso erstaunter musste ich anfänglich feststellen, dass man über diesen Mann nur wenige Informationen findet. Bill Larsen schreibt in seiner Kolumne „Facing the Facts“ in der Genii, Jahrgang Nr. 12, dass McManus als SAM-Mitglied Nr. 1 eine der größten Sammlungen besitzt. Dies wurde von einigen hoch angesehenen Zauberkünstlern bestätigt, darunter Dick Himber, Dai Vernon, Max Katz, Al Flosso und Al Baker. In der ersten Ausgabe der Zeitschrift MAGICOL findet man einen Artikel über die Sammlung von McManus. In der September-Ausgabe der Genii, Jahrgang Nr. 49 findet man zu dessen Sammlung einen kleinen Hinweis. Hier ist zu lesen, dass er wohl einen großen Fehler gemacht hatte, als er seine Sammlung von Zauber-Requisiten und Apparaten dem „Circus Museum“ in Sarasota, Florida, vermachte. Viele wertvolle Stücke sind hier wohl verloren gegangen. Seine Sammlung von Literatur vermachte er kurz vor seinem Tod der amerikanischen Kongressbibliothek. John McManus lebte in New York und war dort Anwalt. Er war auch Präsident von Rolls-Royce in den USA. Er kam wohl erst sehr spät zur Zauberkunst. Seine immense Sammlung kaufte er von anderen Sammlern wie John W. Snyder jr. (1888 – 1946), Dr. Howard B. Kayton (Hans Katzenstein, 1890 – 1952) , Charles H. Larson (1870 – 1950), Thomas Chew Worthington (1882 – 1953), George Karger (1902 – 1973) und Sam Dreilinger. Die wertvollsten Stücke der Sammlung stammten von Harry Houdini,  Jean Eugene Robert-Houdin und Johann Nepomuk Hofzinser.

Charles H. Larson

Charles H. Larson

Charles H. Larson

Als Besitzer einer Autohandelskette in New York konnte sich Charles H. Larson (1870 – 1950) schon mit 59 Jahren als mehrfacher Millionär zur Ruhe setzen. Gemeinsam mit seiner Frau besuchte er Europa und sah im Berliner „Wintergarten“ einen Zauberkünstler mit dem Namen „Professor Adler“. Larson gefiel, was er sah und wollte dem Magier eine Illusion abkaufen. Damit hatte er aber keinen Erfolg. Auf den Verkauf einiger einfacher Requisiten ließ sich der Künstler aber ein. Es scheint, dass dies der Auslöser dafür war, dass Charles Larson während seines Aufenthalts in Europa überall Zauberapparate- und Kunststücke aufkaufte. Er besuchte England, Frankreich und Deutschland und langsam wurde seine Sammelleidenschaft zu einer Sucht. Er hatte DASS Hobby entdeckt, mit dem er sich in Zukunft die Zeit vertreiben wollte. Er übte und übte, wurde so ein erfolgreicher Amateurzauberer. Er interessierte sich auch für die vielen Hilfsmittel in der Magie und fand in England jemanden, der ihm alles anfertigte. Ab 1939 hatte er wohl mit über 40.000 Requisiten die größte Sammlung von Zauberapparaten der Welt. Für diese Fülle an Exponaten richtete er in New York sein „Larson Museum of Magic“ ein und wurde sogar in Northern Hilliards Buch „Greater Magic“ gewürdigt. Ein Jahr zuvor hatte er den „Inner Circle of Magicians“ gegründet und war der erste Präsident der IBM. Im Jahr 1944 verkaufte er etwa 40.000 Exponate an die Firma Tannen’s zu einem Preis von USD 50.000. Seine umfangreiche Sammlung an Literatur und einige andere Stücke verkaufte er an John McManus.

Information

Der gesamte Text ist Eigentum des Autors und darf weder komplett, noch in Auszügen, verwendet werden.
Die Fotos stammen aus der Fachzeitschrift SPHINX.