Zauberkästen

Heute oft belächelt sind Zauberkästen des 19. Jahrhunderts nicht nur Sammlerstücke, sie zeigen uns mit ihrem Inhalt, dass früher das Handwerk sehr schöne Exponate hervorgebracht hat. Diese Kästen sind eine Augenweide für jeden Zauberhistoriker.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Philip David Treece (https://www.collectingmagic.co.uk)

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Philip David Treece (https://www.collectingmagic.co.uk)

Ernest Sewell – Der Zauberkasten Mogul

Ernest Sewell (1889 – 1965) war ein britischer Zauberkünstler der durch seine Zauberkästen bekannt wurde und viele englische Kinder mit seinen Sets zur Zauberkunst geführt hatte. Er war auch einer der ersten, der seine Zauberkästen unter seinem Namen verkaufte. Ernest Sewell zauberte in Schulen, trat sogar in der Egyptain Hall in London auf. Bei einer Tournee im Jahr 1914 mit der Truppe von Harry Lauder in Australien, zeigte er zum ersten Mal „lebende Marionetten“ in seiner Vorstellung. Er unterhielt sein Publikum mit Schattenspielen, Bauchreden, Papierzerreißen und Zauberei. Erstmals viel er um das Jahr 1905 in der magischen Presse auf. Er trat auch vor den Hoheiten des englischen Königshauses in Windsor Castle auf. Im Jahr 1919 eröffnete er die „London Magical Company“. In den späten 1920er Jahren brachte er dann seine „Magic Sets“ heraus, die man in Zauberfachgeschäften und in Spielzeugläden kaufen konnte. Es gab insgesamt fünf verschiedene Größen.

Es gab zwei Hauptgruppen von Sets, die von Sewell verkauft wurden. Die erste Gruppe wurde einfach nach Größe von 1 bis 5 gelistet, die andere wurde mit 0, 1, 1a, 2, 2a und 3 gelistet. Hier ging es wohl darum, die Verdopplung von Kunststücken in den Sets zu verhindern. So ganz erschließt sich mir dieses System leider nicht. Zumindest war es aber gerade nach dem Zweiten Weltkrieg so, dass man einige Materialien nur schwerlich beschaffen konnte. Der Käufer eines Sets wollte sicherlich nicht die gleichen Tricks mit einem weiteren Set kaufen. Einige Kunststücke waren hochwertiger und nicht mit den Standardverfahren gefertigt. Ernest Sewell verkaufte auch  Einzelkunststücke sowie Sets mit reinen Münzen- oder Kartenkunststücken. Zudem produzierte man auch normales Spielzeug wie „Tiddlytennis“, bei dem Tennis eine Rolle spielte. Während des 2. Weltkriegs kaufte man eine Firma mit dem Namen „Brookite“ auf. Ab den 1950er Jahren wurde die Produktion der „Magic Sets“ eingestellt.

Das Zauberkasten-Museum in Wien.

Nachfolgend finden Sie eine kleine Auswahl von Zauberkästen aus dem 19. Jahrhundert. Mit freundlicher Genehmigung des Betreibers, Herrn Manfred Klaghofer, können Sie sich 12 der schönsten Exemplare mit einem Mouse-Klick anschauen.

Zauberkästen des 19. Jahrhunderts

Die Zauberkästen des 19. Jahrhunderts waren meist hochwertig gearbeitet, die Utensilien aus Holz, Karton und Metall gefertigt. In der Tradition der Zauberkästen lassen sich Länder orientiert einige Unterschiede erkennen, wobei besonders die französischen Kästen durch ihre Üppigkeit und Verspieltheit herausragen. Oftmals sind sie zum Aufklappen und mit Spiegeln im Inneren der Deckel versehen. Dagegen waren ihre Bezeichnungen eher nüchtern. Die Kästen wurden mit „Physique“ oder „Physique Amusante“ bezeichnet; also physikalische Unterhaltung.

Der Zauberer / Lescamoteur / The conjurer
Verlag: Unbekannt, Autor: Keine Angaben
Land: Deutschland, Jahr: 1890er
Material: Holzschachtel, Maße: 42x25x6.5 cm

Der kleine Zauberer
Verlag: Baudenbacher, Autor: Keine Angaben
Land: Deutschland, Jahr: 1890er
Material: Holzschachtel, Maße: 46.5×30.5×6 cm

Der Zauberer
Verlag:J.K.B., Autor: Böhmländer
Land: Deutschland, Jahr: 1880er
Material: Holzschachtel, Maße: 32.5x21x6 cm

Prestidigitation
Verlag: AWGL, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1890
Material: Holzkasten, Maße: 36x26x12.5 cm

Physique
Verlag: JL Paris, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1890
Material: Holzkasten, Maße: 36x26x12.5 cm

Physique
Verlag: N.K Attlas Paris, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1880er
Material: Holzkasten, Maße: 39.5x28x18.5 cm

Physique
Verlag: M.D. Paris, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1880er
Material: Holzkasten, Maße: 38x25x25 cm

Physique
Verlag: P. Perret, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1880er
Material: Holzkasten Schatulle, Maße: 29x19x13 cm

Neueste Zauberapparate
Verlag: Unbekannt, Autor: Keine Angaben
Land: Deutschland, Jahr: 1860er
Material: Holzschachtel, Maße: 28x22x6.5 cm

Der kleine Zauberer
Verlag: Unbekannt, Autor: Keine Angaben
Land: Deutschland, Jahr: 1850er
Material: Holzschachtel, Maße: 19x14x6 cm

Escamotage
Verlag: Unbekannt, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1880er
Material: Holzkasten, Maße: 31.5×18.5×6.5 cm

Physique Amusante
Verlag: Imp.Camus à Paris, Autor: Keine Angaben
Land: Frankreich, Jahr: 1840er
Material: Holzschachtel, Maße: 26.5×16.5×5.5 cm

Information

Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Manfred Klaghofer.
Zur Verwendung der Bilder wenden Sie sich bitte an das  Zauberkasten-Museum in Wien!