Tenyo for ever

Das Sammeln von Tenyo-Kunststücken darf man durchaus als eigenständiges Sammelgebiet betrachten. Allerdings müssen Sammler heute tief in die Tasche greifen, wenn es darum geht, seltene und alte Kunststücke zu erwerben. Im Tenyo-Kosmos gibt es ungezählte Exponate, nicht nur die Tricks selbst, sondern auch viele Kataloge, Infoheftchen sowie Sondereditionen. Beim Ankauf legt man heute auch Wert auf Vollständigkeit. Die Umverpackungen und Anweisungen dürfen dabei nicht fehlen. Als Richard Kaufmann im Jahr 2015 den Doppelband „Tenyoism“, mit DVDs und drei zusätzlichen Tricks, herausgebracht hat, hat er damit vermutlich einen Boom ausgelöst. Jeder wollte die Kunststücke haben, die in diesem Mammutwerk beschrieben wurden. Die Preise schnellten schnell in die Höhe, und das für ein wenig „Plastik-Magie“.

In jungen Jahren hatte ich mir auch einige dieser Kunststücke zugelegt, und ich war begeistert, weil die Tricktechniken dahinter einfach genial waren. Kunststücke wie „The Moons of Jupiter (T-131)“, „Zig Zag Cig (T-110)“, „Soft Coins (T-108)“, „Super Coins in Nest (T-073)“ und „Dynamic Coins (T-069)“ konnte man unbesehen vorführen, ohne Angst zu haben, dass das Publikum dahinter kam. Richtig stark waren aber die Kunststücke „Card Frame (T-084)“, „Illusionarium (T-157)“, das später unter dem Namen „Transpa Vision“ angeboten wurde, „Fantastica (T-160)“ und „Card Changer (T-093)“, vier Kartentricks mit einer tollen Tricktechnik. Bei erst genanntem Trick verschwindet eine Spielkarte aus einem Rahmen, der durch Streben unterbrochen ist, man kann ins Innere des Rahmens schauen. „Fanstastica“ ist ein Kartenrahmen, mit dessen Hilfe man eine Spielkarte sichtbar austauschen konnte. Das Kunststück „Card Frame“ wurde von Tenyo schon in den 1930er- und 1960er-Jahren in einer dunklen Holzversion angeboten.

Tenyo Card Changer, T-93

Tenyo Card Changer, T-93

Beim „Card Changer“ wird eine Spielkarte in einem langen Rahmen oben eingeworfen und kommt unten verwandelt wieder heraus. Durch Streben unterbrochen konnte man sehen, wie die Karte von oben nach unten gleitet und sich verwandelt. Lange Zeit habe ich dieses Kunststück gesucht, das so gut wie nie verkauft wurde, und wenn, zu Preisen jenseits von Gut und Böse. Laut einer Tenyo-Fanseite hatte dieses Kunststück ein Vorbild in einer Illusion, die Doug Henning 1977 vorführte. Auf einer Bühne war eine lange Röhre schräg aufgebaut. Diese wurde geöffnet und leer vorgezeigt. Eine junge Frau wurde aus dem Publikum auf die Bühne gebeten. Über eine Leiter stieg die Frau an die obere Öffnung der Röhre, stieg hinein und rutschte herunter. Aus der unteren Röhrenöffnung kam ein kleines Mädchen heraus. Die Röhre wurde geöffnet, die junge Frau war verschwunden. In einer Illusion danach verwandelt sich auch Doug Henning in einen kleinen Jungen.

Diese Tricks haben mich damals begeistert. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Tenyo-Exponate dazu. Mittlerweile, nach vielen Jahren, habe ich bis auf einige wenige Kunststücke, alle wieder verkauft. Mir sind Sammler bekannt, die nach jahrelangem Sammeln ihre Sachen wohl verpackt in Kartons, alles im Keller verstaut haben. Das geht vielen Sammlungen so. Entweder schwindet das Interesse oder es fehlt schlichtweg der Platz.

Bis heute kommen immer wieder neue Kunststücke auf den Markt, allerdings habe ich den Eindruck, dass sie nicht mehr den Ansprüchen von früher genügen. Richard Kaufman, der „Tenyoism“ geschrieben hat, engagiert sich bis heute sehr intensiv in einer Facebook-Gruppe mit dem Namen „Tenyo Magic Collectors“. Dort merkt er an, dass es vielleicht eine digitale Ausgabe seiner beiden Bücher über Tenyo geben könnte.

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