Die Geschichte der Zauberkunst

Verschaffen Sie sich in mehreren Folgen einen kleinen Überblick über die Geschichte der Zauberkunst. Sie finden hier zum Thema einige Literaturangaben, ich berichte über die Zeit der Gaukler und Taschenspieler und Sie lernen einige zur damaligen Zeit bekannte Künstler kennen.

Bartolomeo Bosco

In den Dresdner Nachrichten vom 8. März 1863 wurde der Tod des Königs der Zauberei verkündet. Bartolomeo Bosco war einen Tag zuvor, am 7. März 1863 in Gruna bei Dresden, gestorben. Uns ist er heute durch sein unübertroffenes Becherspiel in Erinnerung geblieben und er hat zur damaligen Zeit die Zauberkunst zu einem erlernbaren Handwerk gemacht und zur Unterhaltungskunst gewandelt. Seine Eltern Matteo Bosco und Celilia Bosco, geborene Cerore, betrieben in Turin das „Café Internazionale“. Bartolomeo erblickte am 3. Januar 1793 das Licht der Welt. Seine Schulzeit verbrachte er in einem Internat, im Alter von 16 Jahren begann er eine Ausbildung als Fechtmeister. Bedingt durch die Auswirkungen der Französischen Revolution, Turin wurde Teil des französischen Kaiserreichs, trat Bartolomeo Bosco in die franz. Armee ein.

Als Soldat nahm er im Jahr 1812 am Feldzug gegen Russland teil, er kämpfte bei der Schlacht von Borodino. Dort wurde er verwundet und geriet in russische Gefangenschaft. Während dieser Zeit soll er russische Offiziere und deren Familien mit seiner Zauberkunst unterhalten haben. Als der Krieg zu Ende war, zog sich Bosco für zwei Jahre nach Paris zurück. Hier fasste er den Entschluss, die Zauberkunst zu seinem Beruf zu machen. In anderen Quellen lese ich, dass er vorhatte, Medizin zu studieren, diesen Gedanken aber wieder verwarf. Bartolomeo kreierte in Paris einige bekannte Zauberelemente seiner späteren Darbietung, darunter auch die „Bosco-Becher“. Dieses Kunststück, auch als Hütchenspiel benannt, geriet schnell in Verruf. Bosco zeigte es meist während seiner Abendvorstellungen, er zeigte es aber ausschließlich zu Unterhaltungszwecken und nicht, um zu betrügen.

Anfang 1821 kam Bosco nach einem Besuch in seiner alten Heimat nach Dresden. Hier startete er seine Weltkarriere, die 40 Jahre andauern sollte. Im Mai ging er nach Leipzig. Dort trat er auf und gab Kurse für die Zauberei. Damit signalisierte er, dass man das Unbegreifliche der Zauberkunst erlernen konnte. Er war wohl einer der ersten Zauberkunstlehrer seiner Zeit. In den ersten Jahren seiner Wanderschaft suchte er die Nähe der europäischen Höfe. 1821 war er in Hannover, ein Jahr später in Berlin und im Jahr 1823 in St. Petersburg. Er zauberte vor dem König von Hannover, dem König von Preußen und vor dem Zaren Alexander von Russland. Er erhielt königliche Ehrenbezeugungen, Patente und Geldgeschenke als Lohn. Er trat aber auch vor normalen Leuten in Buden, auf Plätzen, Straßen und in Theatern auf. Er wurde berühmt und so ist es nicht zu verwundern, dass er die französische Kulturszene und Mode beeinflusste, man trug Stiefel und Röcke a la Bosco und ein Tanz wurde nach ihm benannt.

Im Jahr 1822 gastierte er in Warschau, dort traf er seine erste Frau Antoinette Rosir. Sein Sohn Eugene Bosco wurde am 6. Mai 1830 in Hamburg geboren, von ihm wissen wir, dass er als Erfinder des Sandrahmens gilt. Weitere Stationen waren Moskau im Jahr 1823, Marseille im Jahr 1825 und Breslau im Jahr 1827. Er war wohl ein wahres Selbstvermarktungs-Genie und seine Vorstellungen zeigte er nicht in langen Gewändern, wie es früher üblich war – er trat kurzärmlig und mit nackten Unterarmen auf – ein Sinnbild für „ehrliche Zauberei“. Bosco gab sehr viele Vorstellungen während seiner Schaffenszeit. 1832 in Belgien, 1835 bis 1838 in Italien, 1839 in Alexandria, 1840 in Konstantinopel.

Ab 1840 überschritt er den Zenit seiner Popularität und er musste sich von Kritikern anhören, dass er zwar immer noch beliebt war, er sein Repertoire aber nicht erweiterte. In dieser Zeit, um 1844, lernte er wohl auch seine zweite Frau kennen. Im Jahr 1846 war er in Wien und dort überlebte er einen Unfall mit Pyrotechnik nur knapp. Verletzt hatte er sich Gott sei Dank nicht. In den Jahren 1850 (Niederlande), 1851 (England) und 1858 (Spanien) zeigte er noch einmal sein Können. Im Jahr 1852 lernte er den Nachwuchszauberkünstler Marius Cazeneuve kennen. Er war von dessen Fähigkeiten beeindruckt und nahm ihn eine Zeitlang als Assistent in seine Dienste.

Anfang 1860 beendete Bartolomeo Bosco seine Tourneen und ließ sich, wegen seiner 2. Frau, in Gruna bei Dresden nieder. Er wohnte in der Rosenbergstraße 27. Er starb am 7. März 1863 und ist begraben auf dem alten katholischen Friedhof in Dresden. Es ist Harry Houdini zu verdanken, dass das Grab nicht in Vergessenheit geriet. Er entdeckte es im Jahr 1903 wieder. Einige Zauberer des Ortszirkels Dresden pflegten das Grab weiter. Heute trägt der Ortszirkel Dresden den Namen dieses großen Künstlers.

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