Die Geschichte der Zauberkunst

Verschaffen Sie sich in mehreren Folgen einen kleinen Überblick über die Geschichte der Zauberkunst. Sie finden hier zum Thema einige Literaturangaben, ich berichte über die Zeit der Gaukler und Taschenspieler und Sie lernen einige zur damaligen Zeit bekannte Künstler kennen.

The Little man of Nuremberg

Von einem dieser Gaukler und Täuschungskünstler möchte ich Ihnen hier berichten. Sie werden staunen, denn er war nicht einmal 100 cm groß. Sein Name war Matthias Buchinger, den man auch „The little man of Nuremberg – Der kleine Mann aus Nürnberg“ nannte. Unter diesem Namen wurde er berühmt. Seit seiner Geburt am 3. Juni 1674 in Ansbach hatte er weder Hände noch Füße. Er wurde als neuntes Kind der Eltern geboren und erlangte später als Musiker, Zeichner und Zauberkünstler Weltruhm. Bekannt ist, dass die Geschwister 8 Jungs und 1 Mädchen waren. Ein Zeitzeuge schilderte, wie sich der kleine Mann fortbewegte. Der untere Teil seines Leibes steckte in einer Art Gehäuse aus festem Leder, und er drehte sich mit beträchtlicher Behändigkeit über den Boden, indem er die eine Seite etwas anhob und sich auf der anderen drehte wie ein Schwenkzapfen.

Die Eltern gingen mit ihm sehr umsichtig um und man vermutet, dass Matthias erst nach dem Tod der Eltern öffentlich auftrat. Vermutlich gab er seine erste bezahlte Vorstellung im Jahr 1694 auf der Leipziger Ostermesse. Er zog in Deutschland von Stadt zu Stadt, stellte sich selbst aus und zeigte seine Taschenspielertricks. In den Jahren 1708, 1709 und 1716 erhielt er Auftrittsverbote in Nürnberg, Stuttgart und Regensburg. Zur damaligen Zeit musste man eine Erlaubnis einholen, um öffentlich aufzutreten. In Nürnberg wurde ein Auftritt auf einem Markt abgelehnt, weil man befürchtete, dass die Kinder von schwangeren Frauen bei seinem Anblick Schaden nehmen könnten.

Zu seinen Bewunderern zählten u. a. Robert Walpole (1661 – 1724) und sein Sohn Edward (1689 – 1741) die in ihrer „Harleian Collection“ Handschriften sammelten, darunter auch einige Manuskripte von Buchinger. Auch wenn er behindert war, so war er doch ein geschickter Künstler. Besonders seine Gravuren und Zeichnungen fanden große Beachtung. Dazu verwendete er eine selbst zusammengeschnittene Feder, die er an seinen nur rudimentär ausgebildeten Daumen klemmte. In einem seiner Selbstporträts bestehen die Haare aus mikrografischen Sätzen, sieben biblischen Psalmen, die man nur dann lesen konnte, wenn man genau hinsah. Als Zauberkünstler ließ er Bälle verschwinden und Vögel erschienen aus dem Nichts. Angeblich war er im Kartenspiel nicht zu schlagen und es wird ihm nachgesagt, dass er ein hervorragender Bogenschütze war. Zudem komponierte er eigene Musikstücke und spielte diese auf verschiedenen Musikinstrumenten wie Flöte, Gitarre, Trompete, Oboe, Zimbel und Zither. Matthias Buchinger war viermal verheiratet und hatte acht Kinder, eine andere Quelle nennt 12 Kinder.

Buchinger zauberte vor dem französischen König Louis XV, dem schwedischen König, vor dem österreichischen Kaiser Leopold I, vor Joseph I und Karl VI sowie vor dem deutschen Kaiser. Im Jahr 1717 ging er nach England und erbat eine Audienz bei König Georg I. Diese wurde ihm aber verweigert. Er reiste weiter nach Irland und gab öffentliche Vorstellungen, 1720 in Dublin und 1722 in Belfast. Er starb am 10. August 1739 in Cork, Irland. Sein Todestag ist etwas unklar, er soll zwischen dem 10. und 16. August liegen. Vom 8. Januar bis 11. April 2016 zeigte das „Metropolitan Museum of Modern Art“ in New York unter dem Titel „Wordplay“ Zeichnungen von Matthias Buchinger, aus der Kollektion von Ricky Jay. Gezeigt wurden auch Kupfer- und Holzstiche des „Little man of Nuremberg“.

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