Die Geschichte der Zauberkunst

Verschaffen Sie sich in mehreren Folgen einen kleinen Überblick über die Geschichte der Zauberkunst. Sie finden hier zum Thema einige Literaturangaben, ich berichte über die Zeit der Gaukler und Taschenspieler und Sie lernen einige zur damaligen Zeit bekannte Künstler kennen.

Bernard Marius Cazeneuve

Während Jean Eugène Robert-Houdin (1805-1871) im Auftrag der französischen Regierung einen Aufstand in Algerien verhindern sollte, schickte man Bernard Marius Cazeneuve (1839-1913) auf die Insel Madagaskar. Dort freundete er sich mit der dort regierenden Königin Ranavalona III. (1861-1917) an. Michael Seldow schreibt in seinem Buch, dass er der Liebhaber der Königin war. Im Jahr 1866 bekam Madagaskar eine Staatsanleihe aus Frankreich, so konnten die Machtbestrebungen Englands in diesem Land verhindert werden. 1896 wurde der Inselstaat von Frankreich annektiert, die Königin abgesetzt. Der Name Cazeneuve taucht in den Annalen der Zauberkunst kaum auf. Als Sanitätsoffizier diente er im Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871.

Er wurde mit mehreren Orden ausgezeichnet, die er gerne öffentlich zur Schau stellte. Weitere Orden bekam er für seine Verdienste für die Zauberkunst. Cazeneuve spezialisierte sich auf Kartenmanipulationen, zeigte aber auch einige andere Kunststücke, wie Houdins Orangenbaumtrick, den Eierbeutel und den verschwindenden Vogelkäfig. Zwischen 1855 und 1900 tourte er als Zauberkünstler in Europa, Afrika und Amerika. Dabei zeigte er sein Können auch vor mehreren gekrönten Häuptern, wie Napoleon III. und dem russischen Zaren in St. Petersburg. Angeblich konnte er keine Fremdsprache und engagierte aus diesem Grund einen Dolmetscher. Tatsächlich wurde er aber als spanischer Dolmetscher beim Vater des Erfinders Jules Léotard eingestellt, der eine Reitschule leitete. In der Türkei bekam er einen Orden und er durfte sich nun Kommandeur nennen. Bei seinen Auftritten trat er unter dem Namen „Le Commandeur Cazeneuve“ auf. Victor Hugo hat einmal gesagt, dass „dieser kleine Mann größer sei, als ein Riese“. Im Jahr 1892 begleitete ihn seine Nichte Reine de Solange auf einer Tournee durch Argentinien und Afrika. Das Zaubern hatte er ihr beigebracht.

Bernard Marius wurde in Toulouse als Sohn eines Schneiders geboren. Seine Eltern waren Charles und Jeanne Cazeneuve. Er war das älteste von fünf Kindern, wobei ein älterer Bruder nicht überlebte. Er begeisterte sich für die Kunst und Wissenschaft, es verwundert also nicht, dass er Mathematik, Physik, Chemie, Astronomie und Mechanik studierte. Das Zauberhandwerk erlernte er von keinem Geringeren als Bartolomeo Bosco. Er heiratete 1866 seine Partnerin Marie Alexandrine Doublet, mit der er drei Kinder hatte. Bernard Marius Cazeneuve war nicht nur Zauberkünstler, sondern auch Kunstliebhaber. Er vermachte der Stadt Toulouse nach seinem Tod eine bedeutende Sammlung an Kuriositäten und Kunstwerken. Er war auch als Zeichner und Maler tätig gewesen, hier hinterließ er zahlreiche Zeichnungen und Gemälde.

Quelle: Michael Seldow, Die Kunst Frauen zu zersägen, 1964, Seite 106.

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