Die Geschichte der Zauberkunst

Verschaffen Sie sich in mehreren Folgen einen kleinen Überblick über die Geschichte der Zauberkunst. Sie finden hier zum Thema einige Literaturangaben, ich berichte über die Zeit der Gaukler und Taschenspieler und Sie lernen einige zur damaligen Zeit bekannte Künstler kennen.

Johann Nepomuk Hofzinser

Johann Nepomuk Hofzinser, geboren am 19. Juni 1806 in Wien, war der jüngste von vier Söhnen der Eltern Leopold und Maria Theresia Magdalena Hofzinser, die am 24. April 1798 geheiratet hatten. Die Brüder hießen Leopold Franz Xaver, Franz Xaver Fidelias und Karl Josef. Johann Nepomuk gilt als Begründer der modernen Salon- und Kartenzauberkunst. In den Quellen wird berichtet, dass er und seine Eltern im Jahr 1814 den Kurort Baden bei Wien besuchte, er dort vermutlich Ludwig Döbler kennenlernte und dadurch die Leidenschaft zur Zauberei entstanden ist. Johann lernte am „Akademischen Gymnasium“, erhielt Privatunterricht, wie damals üblich war. Bedingt durch die Geschäftsbeziehungen des Vaters erlernte er die italienische Sprache. Einen Hochschulabschluss hat er nie erlangt, er verwendete aber nach seiner Pensionierung den Titel „Professor und Doktor der höheren Physik“, wohl mehr als Künstlernamen.

In den Anfangsjahren arbeitete Johann als Praktikant im elterlichen Geschäft mit, dieses wurde nach dem Tod des Vaters im Jahr 1816 von den Brüdern Leopold und Karl weitergeführt. Am 4. Juli 1825 legte er den Amtseid ab und wurde Praktikant in der Verwaltung bei den Tabak-Gefällen. Dort blieb er bis ins Jahr 1839, wechselte dann in die „Allgemeine Hofkammer“, dem heutigen Finanzministerium. Im Jahr 1835 erlangte er den Rang des „2. Officant“. Im Jahr 1865 endete seine Beamtenlaufbahn durch die Pensionierung. Johann Nepomuk Hofzinser heiratete am 21. September 1854 die 27 Jahre alte Wilhemine Bergmann, die am 21. März 1827 als uneheliche Tochter der Anna Bergmann geboren wurde. Schon ein Jahr nach seinem Tod heiratete sie den Wiener Universitätsprofessor Dr. August Biela. Sie starb am 11. Mai 1900.

Zu dieser Zeit plante er den „Salon Hofzinser“, durfte aber als Beamter keine Werbung machen. Er eröffnete ihn im Jahr 1856, wobei in der Öffentlichkeit der Salon mit dem Namen seiner Frau beworben wurde. Das Programm bestand aus zehn Punkten, Aufsehen erregte man mit einer Mentalnummer, in der Frau Hofzinser ihr Hellsehvermögen präsentierte. Die Presse lobte die gemütliche Atmosphäre des Salons. Durch die hohen Eintrittspreise konnte sich das gemeine Volk dieses Vergnügen nicht leisten. Hofzinser gab aber Benefizvorstellungen für Arme und Soldaten. Die teuren Vorstellungen fanden bis zu vier Mal pro Woche zwischen November und April statt. Er betätigte sich zudem als Kritiker und war für die „Wiener allgemeine Theaterzeitung“ tätig. Er schrieb literarische Geschichten aus dem Alltagsleben, Buchkritiken und Worträtsel (Charaden).

In der Zauberkunst legte Hofzinser Wert auf intellektuelle Vorträge, gewürzt mit Poesie sowie eine elegante und natürliche Atmosphäre. Aufwändige Dekorationen, schwarze Vorhänge und verhangene Tische waren nicht sein Stil. Vorträge verfasste er im Voraus, man hatte aber nie den Eindruck, dass er die Texte auswendig vortrug. Durch seine Sprache lenkte er die Aufmerksamkeit des Publikums in die gewünschte Richtung, so konnte er von den Trickhandlungen seiner Kunststücke ablenken. Er zeigte u. a. Boscos Becherspiel mit 2 Bechern, das „Chinesische Ringspiel“ mit 9 Ringen, den Geldfang aus der Luft, ein Papierfaltkunststück und einige Kartenkunststücke. Er gilt als Erfinder des Ballkastens, des Rosenspiegels, des schwebenden Stabs, des Spiegelglases, des Kartenrahmens und des sich selbst füllenden Glases.

Im Alter von 69 Jahren starb Johann Nepomuk Hofzinser am 11. März 1875 nach kurzer schwerer Krankheit. Er ist begraben auf dem Wiener Zentralfriedhof. Ottokar Fischer (10. November 1873 – 1. Dezember 1940) hat sich im Jahr 1916 dafür eingesetzt, dass das Grab zum „ehrenhalber gewidmeten Grab“ ernannt wurde.

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