Die Egyptain Hall – „Ägyptische Halle“ – wurde im Jahr 1812 in Piccadilly, London, für 16.000 englische Pfund von dem Antiquar William Bullock (ca. 1773 – 1849) erbaut. Er nutzte das Gebäude als Museum für seine Sammlung, die er während seiner dreißigjährigen Reise durch Zentralamerika zusammengetragen hatte. Zuerst nannte er es „Museum of Natural History“. Als Architekt verpflichtete man damals John Buonarotti Papworth (1775 – 1847). Bullock war auch Buchautor und Naturforscher. Seine Sammlung bestand aus etwa 32.000 Objekten. Im Jahr 1813 wurde die ägyptisch anmutende Fassade errichtet, mit zwei riesigen Figuren von Isis und Osiris des Künstlers L. Gahagan.

Im Jahr 1819 verkaufte er seine Exponate und wandelte das Museum in eine Ausstellungshalle mit 3-4 Räumen um. 1821 zeigte hier Giovanni Battista seine Ausstellung zu Sethos I. Im Jahr 1825 ging das Gebäude in den Besitz des Buchhändlers George Lackington über. Im Jahr 1852 fand dort eine Show zur Besteigung des Mont Blanc durch Albert Richard Smith statt. In Sidney W. Clarkes „Annals of Conjuring“ findet man Informationen über einen der ersten Zauberkünstler, der dort aufgetreten sein soll. Das war am 17. April 1865 „Colonel Stodare“, mit bürgerlichem Namen Joseph Stoddart (28. Juni 1831 – 22. Oktober 1866). Er blieb dort eine ganze Weile und zeigte dort ein halbes Jahr später u. a. die „Sphinx Illusion“, bei der ein lebender Kopf auf einer Tischplatte präsentiert wurde. Erfunden hat diese Illusion 1864 Thomas W. Tobin. Stoddart starb früh an Tuberkulose.

In der Magie, Heft Nr. 10 aus dem Jahr 1954, findet man einen Hinweis von Kurt Volkmann in seiner Serie „Geschichte der Zauberkunst (69. Folge), dass John Nevil Maskelyne (22. Dezember 1839 – 18. Mai 1917) im Jahr 1873 die Egyptian Hall mieten konnte. Der Vertrag wurde nur für drei Monate abgeschlossen da er nicht glaubte, die Londoner Bevölkerung würde sich länger mit einem abendfüllenden Programm fesseln lassen. Der Zuschauerandrang ließ aber nicht nach. So verlängerte er den Vertrag nach einem viertel Jahr über einen längeren Zeitraum. Kurze Zeit danach nannte man diesen Ort „England’s Home of Mystery“ – „Englands Heimstatt der Geheimnisse“. In diesem Heft findet man auch einen Stahlstich aus dem Jahr 1830. Da man das Theater dauerhaft nutzen konnte, kreierte Maskelyne, zusammen mit seinem Partner George Alfred Cooke (27. Mai 1825 – 2. Februar 1905) die ersten Großillusionen. Sie ließen Menschen aus Kisten verschwinden und durch Reifen schweben. Nach Cooks Tod wurde David Devant (22. Februar 1868 – 13. Oktober 1941) der neue Partner.

Im Magie-Heft Nr. 12 aus dem Jahr 1954 findet man zudem einen Hinweis über Buatier de Kolta, der im Jahr 1875 nach London kam und dort in der Egyptian Hall unter den Namen Buatier und Dr. de Buatier auftrat. Überhaupt findet man in Kurt Volkmanns „Geschichte der Zauberkunst“ einige Hinweise über die unterschiedlichsten Künstler, die in diesem Theater aufgetreten sind. So war z. B. Frederic Willis-Culpitt dort eine Zeitlang Bühnenleiter. Ende des 19. Jahrhunderts mieteten nicht nur einige Zauberkünstler die Ausstellungshalle, hier wurden später auch Filme gezeigt und Vorträge gehalten. Zu den dort Auftretenden gehörten u. a. Alexander Herrmann, Charles Bertram und Paul Valadon (1867 – 23. April 1913), ein aus Köln stammender Zauberkünstler. Valadon erlernte die Zauberei bei Ernst Basch (21. November 1838 – 24. Januar 1909). Im Jahr 1896 ging er nach England, zwischen 1900 und 1904 arbeitete er im Zaubergeschäft von Maskelyne & Cooke. Im Jahr 1904 wanderte er in die USA aus und arbeitete dort bis 1907 für Harry Kellar. Es war geplant, dass Paul Valadon der Nachfolger von Kellar werden sollte, aufgrund von Streitigkeiten trennte man sich und Howard Thurston bekam die Stelle. Valadon litt an Tuberkulose und starb am 23. April 1913 in Pheonix, Arizona. Man hat ihn in einem namenlosen Grab bestattet.

John Nevil Maskelyne musste das Theater im Jahr 1904 verlassen, da es abgerissen werden sollte. Im Januar 1905 öffneten sich die Tore der „St. Georges Hall“ am Langham Place in London. Man nannte es „Maskelyne’s New Home of Mystery“.