Durch Zufall bin ich im Internet unter der Adresse www.sydneymagic.net auf interessante Informationen gestoßen, die ich den deutschsprachigen Lesern nicht vorenthalten möchte. Das Wort Scrapbook kann man mit „Sammelalbum“ übersetzen und genau dieser Umstand macht die Geschichte von Harrie Ensor interessant. Er war ein australischer Zauberkünstler und einer der ersten Zaubersammler in Australien. Er hinterlässt der Zauberwelt eine Sammlung von losen Blättern, auf Karton aufgeklebt, aufgeteilt in insgesamt 13 Jahrgänge. Diese Karten sind ca. 25 x 18 cm groß.

In dieser Sammlung findet man Fotografien, Programmzettel, biografische Informationen und Werbematerial von Künstlern aus den späten 1800er Jahren bis in die 1960er Jahre wieder. Erst nach seinem Tod im Jahr 1967 wurden diese Alben der Öffentlichkeit gezeigt. Jeder Jahrgang enthält etwas 60 beidseitig beklebte Karten, zusammengehalten mit einem Bindfaden. Man hat festgestellt, dass im Laufe der Zeit die Karten der Jahrgänge umsortiert wurden, wobei es keine Seitennummerierung gibt. Der erste Eintrag stammt aus dem Jahr 1855 und der letzte aus dem Jahr 1962. Ein Highlight aus dieser Sammlung sind Fotos aus dem Nachlass des Künstlers Alfred Silvester, der sich „Fakir of Oolu“ nannte.

Jedes gesammelte Stück trägt den Namen L. Ensor mit einem Metallstempel markiert. Dies wurde wohl erst nach seinem Tod gemacht. Seine Tochter, L. Ferguson, übergab die Sammlung 1982 an die Zauberkünstler-Gemeinde in Sydney, mit der Auflage, diese nie zu verkaufen. Der Künstler Allan Sullivan bewahrte die Sammlung bis zu seinem Tod im Jahr 2017 bei sich zu Hause auf. Derzeit ist Kent Blackmore für die Sammlung verantwortlich. Er hatte die Aufgabe, diese Sammlung publik zu machen.

Auf der Website www.sydneymagic.net von Kent Blackmore sind die einzelnen Jahrgänge als einzelne Bilddateien einsehbar und ich muss sagen, dass das Material, zumindest mich als Zauberhistoriker, begeistert. Viele Einträge in den Alben von Harrie Ensor stammen übrigens aus den Notizbüchern von Steve Barrington, der u. a. als „Du Barrie“ und „Professor Calbert“ auftrat und ein Gründungsmitglied der „Barrier Society of Magicians (Broken Hill)“ war. Leider ist der Verbleib dieser Notizbücher nicht mit Sicherheit festzustellen. Aber es hat den Anschein, und das muss ich aus meiner Sicht so schreiben, da ich es nicht nachprüfen kann – die Notizbücher von Barrington befinden sich in der „Alma Conjuring Collection“ der „State Library of Victoria“. Alma könnte die Notizbücher also erworben haben. In der Ensor-Sammlung befinden sich auch einige Fotos von Barringtons Zaubervorführungen.

Wer heutzutage sammelt, könnte sich etwas über die Art wundern, wie Harrie Ensor die Informationen zusammengetragen hat. In einigen Fällen hat er Originallithographien zurechtgeschnitten, damit sie auf die Karten passten. Zu seiner Zeit hatten z. B. Plakate nicht den Wert, den sie heute zum Teil haben. Ich persönlich denke, dass das „Sammeln“ zur damaligen Zeit noch in den Kinderschuhen steckte. Ensor wollte wohl nur Informationen aus der Zeit festhalten.

Harrie Francis Ensor wurde am 30. September 1901 in West Australien geboren, seine Eltern waren Agnes und Henri Ensor. Er war der jüngste von insgesamt drei Brüdern. Man sagte ihm nach, dass er ein erstklassiger Zauberkünstler der alten Schule war. Vermutlich tourte er im Jahr 1905 mit dem damals bekannten Zirkus Wirth. Diese Information findet man im „Novotrix Magazin“ aus dem Februar-Heft im Jahr 1976 – beschrieben von Rex Sinclair. Charles Bertram ging im Haus der Eltern ein und aus. Im Jahr 1905 zog die Familie nach Perth, wo die Eltern Servais Le Roy, George Stillwell und Howard Thurston unterhielten. Harrie war zu jung um sich an alle Künstler zu erinnern, aber er erinnerte sich an Künstler wie Leipzig, Hassan, Fasola, Jansen, De Villiers, Gascoigne und einige mehr.

Darüber schrieb er zwischen 1945 und 1951 eine Serie von Artikeln für das „Independent Magical Performers“ – Magazin, kurz „The Imp“. Hier schrieb er viele Geschichten über bekannte und weniger bekannte Zauberkünstler auf. Diese Artikel wurden unter dem Namen „Magical Reminiscences“ zusammengefasst. Im Jahr 2004 veröffentlichte Brian McCullagh diese Artikel in einem Taschenbuch mit einer kleinen Auflage.

Harrie Ensor heiratete am 3. Oktober 1928 seine Frau Lorna und sie hatten eine Tochter, vermutlich mit dem Namen „Lottie“. Er starb am 21. Mai 1967 in Brisbane, Queensland.