Am 20. Juli 1869 wird Howard Franklin Thurston geboren. Als drittes Kind von fünf Geschwistern der Eheleute William und Margaret Thurston wächst er in ärmlichen Verhältnissen in Ohio auf. Sein Vater ist Wagenschmied, betätigt sich mangels Aufträge auch als Erfinder, mit wenig Erfolg. Der Vater ist gewalttätig, trinkt und ist frustriert. Howard versucht dieser Tristesse zu entkommen. Er arbeitet in einem Hotel als Page und verdient sich sein Geld als Zeitungsjunge. Im Alter von 12 Jahren kauft er sich eine Eintrittskarte für eine Show von „Herrmann the Great“. Die Vorstellung verändert sein Leben. Mit 14 Jahren verlässt er sein Zuhause und arbeitet als Stallbursche auf einer Pferderennbahn. Er strebt eine Karriere als Jockey an, hungert sein Gewicht auf 40 Kilogramm herunter, ist dann aber zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten.

Während dieser Zeit ist er schon Besitzer von Professor Hoffmanns Buch „Modern Magic“. In jeder freien Minute übt er die Karten- und Münzengriffe aus diesem Buch. Er schlägt sich als Eisenbahntramp durch und bewegt sich in dubiosen Kreisen. Einmal wird er in New York als Taschendieb festgenommen. Er schafft es, sich aus diesem Milieu zu befreien, indem er mit 18 Jahren in die Mount-Hermon-Schule von D. L. Moody eintritt. Dort bringt man ihm vier Jahre lang Benehmen bei. Im Jahr 1893 ist er auf dem Weg zur Universität von Pennsylvania, er steigt aber in Albany aus dem Zug aus, weil er dort ein Plakat von „Alexander Herrmann“ sieht. Er kauft sich eine Eintrittskarte zu seiner Show. Howard reist der Show nach und besucht erneut eine Vorstellung in Syracuse. Hier reift sein Entschluss, Zauberkünstler werden zu wollen.

Von seinen bescheidenen finanziellen Mitten kauft er sich Zauberrequisiten, studiert wieder und wieder die Griffe in Professor Hoffmanns Buch. Geld verdient er nun als Marktschreier für Kartoffelschälmesser, sein Publikum lockt er mit Zauberkunststücken an. Im Sells Brother Zirkus bekommt er eine Anstellung als „Anreißer“, der die Leute in die Vorstellung locken soll. Später versucht er, gemeinsam mit seinem Bruder Harry eine ähnliche Show aufzubauen. Das Vorhaben scheitert aber. Im Jahr 1897 heiratet Howard Grace, eine Tänzerin. Die Ehe wird nach vier Jahren wieder geschieden. Im Laufe der Zeit lernt Thurston Leon Herrmann kennen. Dieser lässt sich von Howard ein Kartensteiger-Kunststück zeigen und findet keine Erklärung. Im Sommer 1899 kommt Thurston nach New York.

Von nun an geht es mit seiner Karriere steil bergauf. Er engagiert den 12-jährigen George White als seinen Assistenten, er wird ihn zeitlebens begleiten. Er tritt in den ganzen Vereinigten Staaten auf und ist bald ein gefeierter Varieté-Künstler. Einer Einladung folgend tritt er auch im Londoner Palace Theater auf. Dort bleibt er fast zwei Jahre. Reisen in ganz Europa machen ihn noch bekannter. Mit seinem ganzen Vermögen stellt er sich eine Illusionsshow nach dem Vorbild der Herrmanns zusammen und holt Leute wie Horace Goldin und P. T. Selbit mit ins Boot. Die Premiere findet im Jahr 1902 im „Keith’s Theater in Boston“ statt. Es wird ein überwältigender Erfolg. Im Jahr 1905 startet er eine Welttournee. Er bereist u. a. Australien, China, Japan und beendet die Tournee 1907 in Delhi in Indien.

Zu diesem Zeitpunkt möchte Harry Kellar seine Show an einen geeigneten Nachfolger übergeben. Paul Valadon, mit dem sich Kellar überworfen hatte, und auch Harry Houdini hatten Interesse. Den Zuschlag bekam Howard Thurston. Um 1908 gehen Kellar und Thurston gemeinsam auf Tournee. Howard Thurston war viermal verheiratet, 1910 mit Beatrice Forster, 1914 mit Leotha Fielding und nach ihrem Tod noch einmal, 1935, mit seiner Assistentin Paula Mark. Howard Thurston stirbt am 13. April 1936 an einem Schlaganfall und einer Lungenentzündung.